Die USB Festplatte Armor A10 von Silicon Power soll stoßsicher nach militärischen Standards sein. Ich habe mir mal das zugrundeliegende 539-seitige Militärpapier einmal genauer angesehen...

[Update 01.05.2012] Die externe Festplatte ist im Handel nicht mehr erhältlich.

Die USB Festplatte Armor A10 von Silicon Power soll stoßsicher nach militärischen Standards sein. Ist an diesem vollmundigen Werbeversprechen etwas dran? Die mit schwarz/gelbem oder gelb/schwarzem Gummi überzogene Armor A10 wird auf der Website des Herstellers mit “shock tests in compliance with US military grade MIL-STD-810F (transit drop test)” beworben. Dabei soll die Armor A10 als stoßsichere Festplatte 26 Stürze aus einer Höhe von 122 cm auf Beton oder andere harte Oberflächen schadlos überstehen. Wer zu viel Zeit hat, der mag sich den Spaß gönnen und einen Blick in die Spezifikation des MIL-STD-810F werfen. Auf den 539 (sic!) Seiten des PDF-Dokuments werden Labortestszenarien für die unterschiedlichsten Rahmenbedingungen definiert, denen ein Objekt während seines Lebenszyklusses ausgesetzt sein könnte. Das reicht von Low Pressure und Contamination by Fluids über Gunfire Vibration bis hin zu Ballistic Shock.

Innerhalb der 24 beschriebenen Testmethoden existiert, je nach Methode, eine Untermenge an Testprozeduren. Die stosssichere Festplatte Armor A10 soll lt. Website von Silicon Power den Test 516.5 durchlaufen haben. Dessen acht Prozeduren sind (a) Functional Shock, (b) Material to be packaged, (c) Fragility, (d) Transit Drop, (e) Crash Hazard, (f) Bench Handling, (g) Rail Impact und (h) Catapult Launch/Arrested Landing. Ein Catapult Launch der Armor A10 wäre sicher interessant, wenngleich ohne praktischen Nutzen für eine USB Festplatte. Und so ist der Website auch zu entnehmen, daß vom gesamten US Military Drop Test Standard 810-f (810F) lediglich die “Transit Drop” Prozedur getestet wurde. Wir sprechen also von 516.5d. Der Transit Drop Test wird ab Kapitel 4.5.5 beginnend auf Seite 353 beschrieben.

The intent of this test is to determine the structural and functional integrity of the materiel to a transit drop in its transit or combination case. Perform all tests with a quick release hook or drop tester. In general, there is no instrumentation calibration for the test and measurement information is minimized […]

Transit or combination case? No instrumentation calibration? Measurement information is minimized? Sehr interessant. Etwas weiter unten heißt es:

For test items under 45kg (100 pounds), the 26-drop requirement (table 516.5-VI) may be divided among up to five samples of the same test item in any combination.

Wenn man dann noch die erlaubten 2,5% Toleranz aus Kapitel 4.5.5.2 hinzunimmt könnte das Testszenario wie folgt ausgesehen haben: Vier von fünf(!) verpackten(!) Armor A10 Festplatten absolvieren jeweils fünf Stürze aus einer Höhe von 1,19 m (1,22 m abzgl. 2,5%) und eine weitere stoßsichere Festplatte Armor A10 stürzt immerhin sechs mal. Kommen sie unversehrt aus der Verpackung gilt “shock tests in compliance with US military grade MIL-STD-810F (transit drop test)”.

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