Was man nicht alles auf dem Speicher findet. Oder im Keller. Zusammen mit dem dortens exhumierten C64 aka “die Brotkiste”, vgl. den zugehörigen Post auf Fatzebook, flatterte mir eine Fotokopie in die Hände. Die Fotokopie eines Artikels aus der 64’er. Die 64’er war Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, das “Magazin für Computerfans”. Wer seinerzeit nicht nur mit Daddeln auf dem brotlaibbraunen C64 beschäftigt war, hat sich möglicherweise mit dieser Gazette auf dem Laufenden gehalten. Dazu zählte in der Regel auch das Abtippen unzähliger Zeilen Programm-Kode oder – eigentlich noch schlimmer aber dafür deutlich weniger fehleranfällig – Kolonnen über Kolonnen an Hexadezimalzeichen mit dem MSE (MaschinenSpracheEditor). Das Ergebnis der Mühen waren Spiele, Tools und anderes Zeugs. Mal mehr nützlich, meistens weniger.
Seinerzeit war ich in der Demo-Szene als Coder aktiv und einige wenige Demos sind tatsächlich noch als Images für die gängigen C64-Emulatoren im Netz zu finden. Die Demos waren technisch ok, was man aber für das Gros der textuellen Inhalte in den damals üblichen Laufschriften nicht behaupten kann. Fehlergespicktes Englisch oder Deutsch mit teilweise hochnotpeinlichen Inhalten. Daher ersparen wir uns allen eine Verlinkung und konzentrieren uns auf Beiträge, die die Welt bereichertern. Und damit zurück zur Fotokopie aus der 64’er, datiert auf November 1989.
In der 64’er wurde regelmässig der “Trick des Monats” ausgelobt. Das war üblicherweise eine Software, die eine clevere Lösung für ein Problem bietet, und damit das Leben geplagter C64-Nutzer erleichtern konnte. Die Demo-Programmierung erfolgte in der Regel “low-level” und damit in Maschinensprache. Die Eigenheit solcher Maschinenspracheprogramme war, dass sie auf dem C64 nur mit einem sogenannten SYS-Kommando aufgerufen werden konnten. Ein Maschinenspracheprogramm, das von Diskette geladen wurde, konnte also nicht einfach per RUN gestartet werden, sondern bedurfte eben jenes SYS-Befehls, bspw. SYS 4096.
Der “Trick des Monats” war nun ein Tool, das ein Maschinensprache-Programm so veränderte, dass dieses geladen und eben doch mit RUN gestartet werden konnte. Der Name “Eupander V2.2” war ein reines Kunstwort ohne jeden Bezug zum Programm und fand seinen Ursprung in einem chinesischen Jahreskalender, der damals einen Panda zeigte. Die Versionsnummer wurde künstlich auf 2.2 gesetzt, um einen fortgeschrittenen Entwicklungsstand zu suggerieren. Dann ging das Ganze mit einer kurzen Beschreibung an die Redaktion der 64’er und wurde, zu meinem allergrössten Erstaunen, a) tatsächlich angenommen und b) auch noch zum “Trick des Monats” gekürt. Das Honorar betrug satte 120 DM; aus heutiger Sicht ein Witz, aber inflationsbereinigt war das in der Prä-Euro-Ära vor 25 Jahren ganz ordentlich.